Die Zukunft des „Schluchtelns“ bei den NaturFreunden

Bundesverband will im Jahr 2026 wieder Canyoning-Fortbildung anbieten

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Wie geht es weiter mit der Canyoning-Ausbildung bei den NaturFreunden Deutschlands? Das war die zentrale Frage eines NaturFreunde-Workshops Mitte September im oberbayerischen Grainau, zu dem Mitglieder der Bundeslehrteams Berg- und Kanusport eingeladen worden waren.

Unter Canyoning (gelegentlich auch „Schluchteln“ genannt) versteht man das Begehen einer Schlucht von oben nach unten durch das Zusammenspiel der Techniken des Abseilens, Abkletterns, Springens, Rutschens, Schwimmens und manchmal sogar des Tauchens. Die Routen sind beschrieben und die Abseilstellen wie bei vielen Klettertouren mit Haken versehen. Die Ausrüstung besteht aus Neoprenanzug und -socken, Helm, Canyoning-Gurt mit Selbstsicherung und Abseilgerät.

Die NaturFreunde Deutschlands bieten ihren Trainer*innen im Berg- und im Kanusport seit einigen Jahren sowohl den Erwerb einer Zusatzqualifikation Canyoning an als auch entsprechende Fortbildungen. Mit den in diesen Lehrgängen erworbenen Kenntnissen können Vereinsgruppen sicher durch Canyons geführt werden.

YouTube-Video: NaturFreunde-Canyoning in Vorarlberg

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Sinkende Nachfrage nach Canyoning-Lehrgängen

Zurück zum Workshop in Grainau: Obwohl das Canyoning eine attraktive Erlebnissportart ist, die neben dem sportlichen Reiz und dem Abenteuer vor allem intensive Naturerlebnisse, Teamgeist und gegenseitiges Vertrauen fördert, sind die Anmeldungen für die Zusatzqualifikation und die Fortbildungen in den letzten Jahren zurückgegangen.

Die Workshop-Teilnehmer*innen besprachen die Canyoning-Ausbildung bei den NaturFreunden und bewerteten die aktuelle Situation. Die nachlassende Ausbildungsnachfrage ist auch deshalb interessant, weil die in den Ortsgruppen angebotenen Canyoning-Touren immer auf Interesse stoßen.

Für den Verband ist das Canyoning unter anderem attraktiv, weil so neue Mitglieder gewonnen werden können und Canyoning-Touren eigentlich nur mit professioneller Begleitung – also mit gut ausgebildeten Trainer*innen und Tourenführer*innen – durchgeführt werden können, es also einen gewissen Ausbildungsbedarf gibt.

Allerdings braucht es dafür auch einen genügend qualifizierten Ausbilder*innen-Nachwuchs, also Bundeslehrteamer*innen, die im Sinne von „Train the Trainer“ selbst im Canyoning ausbilden können

Viele Ideen für frischen Wind in der Ausbildung

Die Teilnehmer*innen des Workshops erarbeiteten vor diesen Rahmenbedingungen viele Ideen, wie frischer Wind in die Canyoning-Ausbildung der NaturFreunde Deutschlands gebracht werden kann. Auch wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die weitere Gespräche führen wird, unter anderem um den qualifizierten Ausbilder*innen-Nachwuchs sicherzustellen. Zudem werden Ausbildungsstandard und -Richtlinien angepasst und überarbeitet.

Auf jeden Fall soll im Jahr 2026 wieder eine Fortbildung Canyoning für Trainer*innen aus beiden Fachgruppen angeboten werden.

Zudem sichteten die Workshop-Teilnehmer*innen das Canyoning-Verbandsmaterial wie Neoprenanzüge, Gurte, Seile und Schlingen und prüften dabei den Zustand. Einiges hat mittlerweile das Ablaufdatum erreicht und wird entsorgt beziehungsweise ersetzt, zudem wurde für die vorhandenen Neoprenanzüge die Empfehlung ausgesprochen, sie durch neue mit mindestens einer Materialstärke von fünf bis sechs Millimetern zu ersetzen. Dünnere sind einfach zu kalt in unseren Breitengraden.

Canyoning-Verbandsmaterial kann in Augsburg ausgeliehen werden

Doch der größte Teil des Verbandsmaterials ist dank der vorbildlichen Pflege von Materialwart und Kanusport-Bundeslehrteamer Manuel Fischer immer noch einwandfrei. Bei ihm (in der Nähe von Augsburg) können qualifizierte Trainer*innen das Material auch ausleihen, sofern sie es für das Führen von Vereinsgruppen einsetzen wollen.

Wie immer bei den NaturFreunden wurde auch bei diesem Workshop die Theorie mit der Praxis verknüpft und eine sehr schöne Canyoning-Touren begangen: der Häselgehrbach bei Ehrwald. Das ist eine offene, circa 30 Meter tief eingeschnittene Schlucht mit schönen Abseil- und Sprungstellen. Sie wird als eine der schönsten Canyoning-Touren im Bezirk Reutte beschrieben – und ist es auch. Angenehmer Anstieg, alle Abseilstellen in gutem Zustand, wunderschöne Felsformationen und bezaubernde Wasserfälle, die man wohl nirgends näher fühlen kann als beim Canyoning.

Ein strahlend blauer Himmel und eine herrliche Aussicht auf die Zugspitze waren das Sahnehäubchen dieser tollen gemeinsamen Tour. Sie stärkte nochmals zusätzlich die bereits schon große Motivation der Workshop-Teilnehmer*innen, das Canyoning bei den NaturFreunden wieder stärker zu beleben.

Janina Wolff
Trainer*in C – Bergsteigen
Teamer*in Kanusport
Zusatzqualifikation Canyoning

NaturFreunde Herford

Weitere Bilder

Canyoning Zukunftsworkshop 2025

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